Schüleraustausch 2024/2025

Lilli Gebert berichtet aus Worthington

Zwei junge Frauen in Ballkleidern, eine küsst die andere auf die Wange
Cassie Schulz und Lilli Gebert machen Bilder für den Prom.

Lilli Gebert, Austauschschülerin aus Crailsheim, lebt inzwischen seit einem Dreivierteljahr in Worthington, Minnesota (USA). In ihrem dritten Brief berichtet sie von vielen unvergesslichen Erlebnissen – von ihrem ersten Softballspiel bis zum lang ersehnten Prom-Abend und lässt ihre Heimat an ihrem Alltag und ihren Abenteuern in den USA teilhaben.

Hallo Crailsheim,
ich melde mich mit meinem dritten Brief, was aber auch heißt, dass schon drei Viertel meines Austauschjahres vorbei sind. Anfang Februar war es an der Zeit, mich vom Tanzteam zu verabschieden. Ich habe viele neue Freunde gefunden. Um ehrlich zu sein, war es nicht leicht für mich, zu wissen, dass wieder etwas endet. Das Team wird für immer meine kleine Tanzfamilie sein und nächstes Jahr, wenn die Saison wieder beginnt, werde ich sie von Crailsheim aus anfeuern.

Der Super Bowl ist ein großes Ereignis hier in Amerika. Viele Leute veranstalten kleine Super Bowl Partys. Ich hatte eine kleine Party mit Jackie und Mari Probst. Wir haben alle zusammen gekocht, hatten natürlich auch Nachtisch dazu und haben den ganzen Abend Football geschaut. Mir hat besonders die Halbzeitshow gefallen.

Wir haben hier in Worthington eine Eishalle. Ein paar Freunde und ich sind zusammen Schlittschuhlaufen gegangen. Das hat echt Spaß gemacht. Anschließend sind wir noch ins Kino, um den neu erschienenen Film „Paddington in Peru“ anzusehen. 

Mitte Februar zog ich zu meiner dritten Gastfamilie, Teresa, Matt, Riley, Wesley, Myranda und Charley Widboom. Dabei gab es den allerersten Snow Day dieses Jahr. Es ist wie Hitzefrei, nur eben mit Schnee. Es war cool, einfach zu Hause zu bleiben. So konnte ich mich besser bei meiner neuen Gastfamilie einleben und mich zurechtfinden. Die Widbooms leben auf einem Bauernhof. Sie haben Kühe, Schweine, zwei Esel und Hühner.

Am Morgen nach meinem Einzug haben wir die Hühner gefüttert und die Eier eingesammelt. Anschließend gingen wir in den Stall, da wir neue Kühe bekommen hatten. Ich war bei der Entladung hautnah dabei. Natürlich durfte ein Besuch bei den beiden Eseln auf meinem Hofrundgang nicht fehlen. Sie wurden ausgiebig gestreichelt und sie haben es sehr genossen.

Eine junge Frau im Ballkleid steht vor silbernen Buchstabenluftballoons "Prom 2025"
Lilli Gebert beim Prom.

Mein Gastbruder Charley hat auch eine Show-Kuh. Sie heißt Shila. Er kümmert sich mehrmals am Tag um sie. Ich bin mit ihm mitgegangen und habe ihm geholfen, sich um sie zu kümmern. Für mich sind die Arbeiten auf einer Farm neu. Ich versuche, so gut wie es geht, mitzuhelfen.

Charley spielt auch Basketball in der Schule und er hatte ein wichtiges Turnier. Wir sind alle zusammen hingegangen und haben ihn und sein Team angefeuert.

Bei einem Geburtstagsbesuch eines Cousins in Minneapolis standen wir frühmorgens auf und fuhren zweieinhalb Stunden mit dem Auto, um den Tag dort zu verbringen. Zuerst sind wir essen gegangen und danach waren wir Bowling spielen. Um den erlebnisreichen Tag abzurunden, haben wir noch eine Runde Lasertag gespielt. Ein Riesenspaß!

Ende Februar haben wir die neuen Austauschschüler offiziell bekannt gegeben. An dieser Stelle nochmals „Herzlichen Glückwunsch“ an Fiona Kaiser aus Crailsheim und an Kingstin Nguyen aus Worthington. Ihr habt ein tolles Jahr vor euch!

Meine Freunde und ich haben uns das Schulmusical in der Aula angesehen. Dieses Jahr hieß es „Bright Star“. Es war ein sehr schöner Abend. Dominic Burns und Dalen Burns haben meine Abschlussfotos fürs Jahrbuch mit mir aufgenommen, und sie sind sehr schön geworden.

Anfang März hatte meine Freundin ihren 17. Geburtstag in Sioux Falls gefeiert. Wir sind schick Sushi essen gegangen und haben uns dann noch einen Frozen Yogurt geholt. Zudem haben wir nach Prom-Kleidern geschaut. Jeder hat verschiedene Kleider anprobiert. Es war ein riesiges Gelächter. Ein toller Mädelsausflug. Ich habe mich sehr drauf gefreut, dass das Softballtraining beginnt und ich somit neue Leute kennenlernen kann. Es macht viel Spaß und ich genieße es, Zeit mit neuen und „alten“ Freunden zu verbringen.

Ich hatte die Möglichkeit, an einem Musikwettbewerb teilzunehmen. Für das Vorspiel habe ich ein Musikstück mit Klavierbegleitung vorbereitet, welches ich zwei Wochen vorher bekommen hatte. Dieses habe ich dann vor einer Jury vorgetragen. Ich war total aufgeregt. Umso mehr war ich überrascht, als ich die Wertung Superior bekommen habe, welche die höchste Wertung ist. Ich habe mich riesig darüber gefreut und war ein bisschen stolz auf mich.

Nach sehr vielen Trainingseinheiten war es an der Zeit für unser erstes Softballspiel. Ich war sehr nervös, da ich die Regeln noch nicht ganz kannte. In der Praxis versteht man manche Spielzüge besser als in der Theorie. Ich wurde lautstark von meinem Team angefeuert. Nach einer Weile habe ich diese dann auch verstanden. Es war mein erstes Softballspiel und ich habe meinen ersten Punkt für das Team geholt.

Eine junge Frau im Sportdress holt beim Softball aus
Lilli Gebert bei ihrem ersten Softball Spiel.

Da hier sehr viele Aktivitäten stattfinden, vergeht die Zeit gefühlt sehr schnell. Plötzlich war dann auch schon Spring Break. Ich hatte das Glück, dass ich mit meiner Gastfamilie in deren Familienausflug mitreisen durfte. Wir sind zuerst nach Dallas, Texas, geflogen und haben dann einen Anschlussflug nach Brownsville, Texas, genommen. Ein Taxi brachte uns nach South Padre Island. Das ist ganz nah an der Grenze zu Mexiko. Da es schon spät war, als wir an unserem Hotel ankamen, sind wir nur noch ins Bett gefallen. Somit waren wir für den nächsten Tag ausgeruht.

Unser Hotel war direkt am Strand und deswegen sind wir im Meer schwimmen gegangen und haben uns gesonnt. Da die Sonne dort unten stärker ist, als man es gewohnt ist, haben wir es ein bisschen unterschätzt und haben uns direkt verbrannt, obwohl wir uns alle eingecremt hatten. Wir sahen aus wie laufende Tomaten. Am Abend haben wir uns alle schick gemacht und sind in ein nobles Restaurant gegangen. Dieses hatte sogar einen eigenen Fotografen.

Am nächsten Tag haben wir Fahrräder gebucht und haben die Insel erkundet. Zudem habe ich den „Golf von Amerika“ gesehen, da dieser direkt an der Insel ist. Natürlich durften Souvenirs nicht fehlen.

Der eigentliche Grund weshalb wir nach Texas gegangen sind, war es, meinen Gastopa zu überraschen. Jeden Winter geht er nach Texas, um dem typischen Minnesota-Winter zu entfliehen, was ich vollkommen nachvollziehen kann. Der Winter ist nun um und deshalb war es an der Zeit, mit Opa nach Hause zu reisen. Wir dachten, wir Kinder kommen mit, um ihn zu überraschen, da er uns sehr vermisst hat. Das hat super geklappt. Er war total sprachlos, als wir plötzlich an seiner Tür geklopft haben. Wir haben den ganzen Tag mit ihm verbracht und ein paar Spiele gespielt.

Am nächsten Morgen hieß es früh aufstehen, da wir alle nach Austin, Texas, weitergefahren sind. Mein Gastpapa und mein Gastopa sind jedoch mit dem Auto nach Hause gefahren. Meine Gastmama, -bruder, -schwester und ich haben uns E-Roller gemietet und Austin und die Innenstadt weiter erkundet.

Ich LIEBE Sushi und deswegen sind wir am Abend zu einem sehr leckeren Restaurant gelaufen. Welches auf einer schönen Dachterrasse war. Von dort hatte man eine wunderschöne Sicht auf Austin. Nachdem wir zurück im Hotel waren, haben wir uns noch Eiscremesandwiches geholt. Die waren super lecker, aber auch sehr, sehr groß. Fast zu groß, aber Eis geht immer. Da unser Hotel einen Rooftop-Pool hatte, sind wir alle noch eine Runde schwimmen gegangen. Man konnte Austin von oben sehen, es war atemberaubend. Ein wahres Lichtermeer!

Am darauffolgenden Morgen ging es nach dem Frühstück leider schon zum Flughafen und somit wieder nach Hause nach Worthington. Die Woche ging rasend schnell vorbei. Ich möchte gar nicht daran denken, dass es so langsam

Eine junge Frau mit Cap und Rucksack steht vor einem Werbeschild
Lilli Gebert im Fluhhafen in Austin, Texas, auf dem Weg zurück nach Worthington.

auf das Ende meiner Zeit hier zugeht. Ich bin total dankbar für diese Chance, Texas gesehen zu haben. Das ist nicht selbstverständlich.

Am nächsten Tag hatte ich meinen ersten Schultag im vierten und somit letzten Quartal. Ich habe mich für Blumendesign, Geschichte vs. Hollywood, Band, Nachrichten und Stained Glass (Glaskunst) entschieden. Ich mag Stained Glass am meisten. Dort machen wir ein Mosaik und einen Sonnenfänger. Es sind alles Fächer, die es bei uns so nicht gibt.

Am Ende des Tages habe ich mit den anderen deutschen Austauschschülern Emilie und Vincent vier Präsentationen je 60 Minuten über Deutschland und ich insbesondere über Crailsheim für die Achtklässler, die sich nächstes Schuljahr bewerben können, gehalten.
Da Softball ein Teamsport ist, hatten wir auch ein Team Bonding. Wir haben ein paar Spiele gespielt, ein Lagerfeuer gemacht und viele Snacks gegessen. Es war ein wunderschöner Abend und es ist so schön zu sehen, wie wir seitdem zusammen geschweißt sind und ich habe dabei noch einmal gemerkt, warum ich Sport mache. Man trifft so viele nette Menschen und Freunde fürs Leben.

Die Abschlussklasse hat am Ende des Schuljahres ein Wasserspiel. Ähnlich wie Lasertag, nur mit Wasserpistolen. Jeder, der mitmachen wollte, konnte sich anmelden. Darin bekommt man ein „Opfer“ zugeteilt, das man mit einer Wasserpistole nass machen und dabei filmen muss. Das dient der Beweissicherung, dass man die Person aus dem Spiel rausgeworfen hat. Man hat allerdings die Option, eine Taucherbrille oder Schwimmflügel anzuziehen. Diese Schutzmaßnahmen schützen die Teilnehmer vor einem solchen Wasserangriff. Deshalb habe ich mir direkt bei Walmart eine Taucherbrille geholt. Man hat viele mit Schwimmbrille und -flügel gesehen. Für jemanden, der nicht weiß, um was es geht, sieht das sicher seltsam aus. Es ist wirklich witzig.

Mitte April war leider schon unser letztes Bandkonzert. Es ist traurig, weil allmählich viele Dinge zu Ende gehen und nichts Neues mehr beginnt. Es kommt mir so vor, als ob ich gerade beim ersten Footballspiel war und jetzt ist das Schuljahr schon fast um. Das Jahresendprojekt war, kleinen Kindern was vorzulesen. Das haben wir dann auch gemacht und die haben sich so gefreut und haben einem ganz neugierig gelauscht.

Das erste Mal Ostern ohne meine Familie zu feiern, war ein bisschen komisch. Wir haben Ostern mit der Familie von meiner Gastmama gefeiert, hatten einen guten Brunch und haben viel geredet. Ostermontag habe ich mit meinen Freundinnen verbracht. Wir haben unsere Ansteckblumen fürs Handgelenk selber gestaltet, da Prom kurz vor der Tür steht. Zudem habe ich mir meine Fingernägel machen lassen, passend zu meinem Kleid, welches babyblau ist.

eine junge Frau im Sommerkleid steht lässig an eine Tür gelehnt
Senior picture.

Ich habe die Chance bekommen, mit der Jugendgruppe meiner Kirche nach Kalifornien zu gehen. Wir gehen dort hin, um den Menschen in Not zu helfen, die vom großen Feuer Anfang des Jahres betroffen sind. Aber auch, um den Kindern mehr über Gott zu erzählen. Deswegen hatten wir ein Spaghetti-Abendessen-Event als Spendenaktion für unseren Trip gemacht.

Kaum war die Woche um, war auch schon Prom-Zeit. Ich habe so viel darüber in Filmen gesehen und immer davon geträumt, einmal zur Prom auf einer amerikanischen High-School zu gehen. Und dann war der Tag endlich gekommen. Das zweitletzte Event, bevor das Schuljahr endet.

Am Morgen sind meine Gastschwester Myranda und ich zum Friseur gegangen. Danach haben wir unser Make-up gemacht und unsere Kleider angezogen. Natürlich durften Bilder nicht fehlen, weshalb meine Freunde zu mir gekommen sind, um Bilder zu machen. Danach bin ich zu anderen Freunden gefahren, da diese eine Vorparty hatten und Spots für Bilder aufgebaut und auch Snacks im Angebot hatten.

Wir haben in einem Eventcenter gefeiert. Dort haben wir Essen bekommen und natürlich musste ich noch Bilder machen. Später am Abend hat ein DJ Musik gespielt und alle haben getanzt und hatten eine gute Zeit. Um 1.00 Uhr morgens kam ein Hypnotiseur und hatte sich 15 Leute ausgesucht. Ich wollte es mal probieren, um zu sehen, ob es bei mir wirklich klappt. Aber leider war dem nicht so. Um mitzuspielen, hab ich am Anfang so getan, als ob ich auch hypnotisiert wäre. Es flog aber schnell auf und ich musste lachen.

Danach wurden noch Preise ausgelost, wie zum Beispiel ein Fernseher oder eine Musikbox. Dort waren echt tolle Preise dabei. Leider habe ich nichts gewonnen. Aber ich hätte auch nicht gewusst, wie ich es mit nach Hause nehmen sollte.

Alles in allem war es ein sehr schöner Abend. Ich durfte sehr viele Erinnerungen sammeln und wertvolle Zeit mit meinen Freunden verbringen. Ich werde dies nie wieder vergessen. Ich merke mit jedem Zeitungsbericht, dass meine Zeit hier in Worthington zu Ende geht.
Es fühlt sich nicht so an, als ob ich mein zweites Zuhause bald wieder verlassen muss. Ich werde meine letzten drei Monate hier noch in vollen Zügen genießen und sauge alle Erfahrungen und Erinnerungen auf.

Liebe Grüße an alle Crailsheimer:innen
Lilli Gebert

(Erstellt am 26. Mai 2025)