Wohnraumoffensive

Neue Zukunftsperspektiven in Crailsheim

einige Gebäude, teils mit Photovoltaik auf dem Dach, aus der Vogelperspektive
In der Burgbergstraße befinden sich einige städtische Unterkünfte für Obdachlose und Geflüchtete.

Seit vergangenem Herbst setzt die Stadt Crailsheim mit ihrer Wohnraumoffensive ein klares Zeichen für Integration und soziale Stabilität. Ziel des Projekts ist es, Menschen aus städtischen Unterkünften in privaten Wohnraum zu vermitteln – und damit sowohl den Betroffenen als auch der angespannten Unterbringungssituation in der Stadt eine langfristige Perspektive zu bieten. Die ersten Ergebnisse zeigen: Mit klaren Strukturen, persönlicher Begleitung und verlässlicher Unterstützung seitens der Stadt kann das gelingen. Dazu werden städtische Unterkünfte wieder frei.

„Wir möchten Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, aus der Übergangssituation heraus in stabile Wohnverhältnisse begleiten“, erklärt Kamilla Schubart, Integrationsbeauftragte der Stadt Crailsheim. Bereits 22 Personen aus städtischen Unterkünften konnten in private Mietwohnungen im Stadtgebiet Crailsheim vermittelt werden. Ein Erfolg, der nicht nur den Betroffenen neue Perspektiven eröffnet, sondern auch zur Entlastung der kommunalen Unterbringung beiträgt: Sieben städtische Wohnungen und Zimmer wurden dadurch wieder frei. Die Wohnraumoffensive richtet sich an Geflüchtete, Personen mit Migrationshintergrund sowie an deutsche Staatsangehörige.

Stadt gibt Sicherheit
Ein zentrales Element des Projekts ist die zweijährige Rücksicherung durch die Stadt. Sollte es Schwierigkeiten im Mietverhältnis geben, verpflichtet sich die Stadt, die betroffenen Personen innerhalb von drei Monaten wieder aufzunehmen. „Diese Zusicherung nimmt Vermietern das Risiko und gibt ihnen Planungssicherheit“, so Schubart.

Der Ablauf der Wohnraumvermittlung folgt einem festen Schema: Zunächst wird mit potenziellen Vermietern Kontakt aufgenommen und das Projekt vorgestellt. Es folgt eine Wohnungsbesichtigung, bei der sich alle Beteiligten kennenlernen. Geeignete Mieter werden in enger Abstimmung mit dem Team der Integrationsmanager und gegebenenfalls mit Unterstützung von Ehrenamtlichen ausgewählt – dabei spielen Beschäftigung, Ausbildung oder Teilnahme an Sprachkursen eine wichtige Rolle. Erst nach positiver Rückmeldung aller Beteiligten wird das Mietverhältnis verbindlich abgeschlossen.

Vor jeder Vermittlung wird zudem sorgfältig geprüft, ob ein Mietverhältnis realistisch und tragfähig ist. Dazu zählen Gespräche mit dem Ordnungsamt bei Bedarf, die Prüfung offener Forderungen bei der Stadtkasse sowie eine persönliche Einschätzung der Integrationsbeauftragten. „Uns geht es darum, langfristige Lösungen zu finden – für Mieter und Vermieter gleichermaßen“, betont Schubart.
Vertrauen ist gewachsen

Doch nicht jede Wohnung ist geeignet. Wohnungen mit überhöhten Mietforderungen, sehr abgelegenen Lagen oder unrealistischen Anforderungen seitens der Vermieter werden abgelehnt. „Die Mobilität der Menschen ist oft eingeschränkt und mancherorts fehlt es an Anbindung und Teilhabemöglichkeiten“, so Schubart.

Ein besonderes Augenmerk liegt auch auf der öffentlichen Wahrnehmung: Zwei Presseberichte Ende 2024 und Anfang 2025 sorgten für spürbare Resonanz in der Stadtgesellschaft. Seither sind zahlreiche Wohnungsangebote bei der Stadt eingegangen. „Diese Bereitschaft zeigt uns, dass Vertrauen gewachsen ist“, freut sich Schubart.

Zweite Chance auf dem Wohnungsmarkt
Trotz der positiven Entwicklung bleibt ein Aspekt herausfordernd: Die Vermittlung deutscher Haushalte aus städtischen Unterkünften ist bisher nicht gelungen. Die Gründe liegen häufig in einer problematischen Vorgeschichte, wie etwa Zwangsräumungen, was viele Vermieter abschreckt. „Die Chancen hängen stark mit dem wahrgenommenen sozialen Risiko zusammen“, erklärt Schubart. Nach aktueller Einschätzung sei diese Art der Vermittlung nicht nur schwierig, sondern „sehr schwierig“.

Es haben sich aber deutsche Staatsangehörige aktiv beim städtischen Integrationsmanagement für das Projekt gemeldet. Einige wurden im Rahmen des üblichen Verfahrens begleitet und als geeignet eingeschätzt. „Diese Menschen haben ihre damaligen Schwierigkeiten überwunden, und wir würden uns freuen, wenn sie auf dem Wohnungsmarkt eine zweite Chance erhielten“, erklärte Kamilla Schubart.
Der Blick in die Zukunft ist trotzdem optimistisch: Vier neue Wohnungsangebote befinden sich derzeit in Prüfung. „Die bisherigen Vermittlungen zeigen, dass Integration in den Wohnungsmarkt möglich ist, wenn man sie aktiv gestaltet“, resümiert Schubart. Die Wohnraumoffensive soll daher weiter ausgebaut werden – mit klaren Prozessen, Verlässlichkeit und einem offenen Dialog.

Infos: Vermieter, die am Projekt teilnehmen möchten, oder Mietsuchende, die die Anforderungen erfüllen, können sich per E-Mail an integration@crailsheim.de beim Integrationsmanagement Crailsheim melden.

(Erstellt am 16. Juli 2025)