Sprache als Brücke

Stadt Crailsheim unterstützt Integrationsprojekt

Ein Mann und zwei Frauen stehen vor einem Hinweisschild einer Verwaltung und lächeln in die Kamera
Arbeiten eng beim Projekt „BrückenBauer“ zusammen (von links): Dr. Hartmut Siebert, Kamilla Schubart und Bärbel Volkert.

Wenn Menschen in einem neuen Land ankommen, sind es oft die kleinen Dinge, die große Hürden darstellen: ein Formular im Bürgerbüro, ein Ge-spräch mit der Ausländerbehörde oder ein Termin beim Jobcenter. Was für viele eine alltägliche Angelegenheit ist, wird für andere zur Stolper-falle – vor allem, wenn die Sprache fehlt. Hier setzt das Projekt „Brücken-Bauer“ an, das seit 2016 erfolgreich im Landkreis Schwäbisch Hall läuft. Seit 2022 ist auch die Stadt Crailsheim fester Kooperationspartner des bundesweit in dieser Form einzigartigen Projekts.

„Ich bin sehr dankbar für das Projekt, es macht sehr vieles leichter für unsere Arbeit“, sagt Kamilla Schubart, Integrationsbeauftragte im Ressort Soziales & Kultur der Stadtverwaltung. Sie betreut das Projekt vor Ort. Benötigt werden Brückenbauerinnen und -bauer vor allem im Bürgerbüro, bei der Ausländerbehörde und vom Integrationsmanagement der Stadt. „Das gibt auch den Behörden mehr Sicherheit und erleichtert die Bürokratie, auch für die Mitarbeitenden“, so Schubart. Schon die existierende Adressliste mit aktiven Brückenbauern spare enorm Zeit im Arbeitsalltag.

Sprachliche und kulturelle Vermittlung
Der Anstoß zum Projekt kam von einer Mitarbeiterin des Jobcenters, die 2016 angesichts der großen Zahl geflüchteter Menschen den dringenden Bedarf erkannte: Es fehlte an sprachlicher und kultureller Vermittlung. Aus dieser Idee entstand unter dem Dach des Vereins Grenzenlose Freundschaft – Wir helfen e. V. aus Schwäbisch Hall das Netzwerk „BrückenBauer“. Verantwortlich für das Projekt sind unter anderem Bärbel Volkert und Dr. Hartmut Siebert vom Vereinsvorstand. Letzterer betont: „Menschen aus anderen Kulturkreisen, die hier schon integriert sind und die deutsche Kultur kennen, helfen zu vermitteln – kulturell und sprachlich.“

Das Konzept: Menschen mit Migrationsgeschichte, die gut Deutsch sprechen, werden eingesetzt, um bei Gesprächen mit Behörden, Schulen oder sozialen Einrichtungen zu übersetzen. „Wichtig ist: Sie sind keine Juristen oder Mediziner. Sie übersetzen wortwörtlich – mehr nicht“, stellt Siebert klar.

Empathie und Verschwiegenheit
Die Auswahl der Brückenbauer ist sorgfältig: Derzeit sind 48 aktive Kräfte im Landkreis tätig, die insgesamt 21 Sprachen abdecken – darunter auch Gebärdensprache. Neue Bewerberinnen und Bewerber durchlaufen ein persönliches Aufnahmegespräch. Dabei wird nicht nur die Sprachkompetenz überprüft, sondern auch der Umgang mit Formularen. Dazu werden die räumlichen und die zeitlichen Verfügbarkeiten geklärt. Empathie und Verschwiegenheit sind Grundvoraussetzungen. „Vor allem die Empathie ist sehr wichtig, da auch kulturelle und bildungstechnische Brücken gebaut werden müssen“, betont Bärbel Volkert, die maßgeblich für die Gespräche zuständig ist.

Der Einsatz erfolgt ausschließlich auf Anforderung von Institutionen – Anfragen von Privatpersonen werden nicht berücksichtigt. Die Brückenbauer erhalten eine Aufwandsentschädigung von zehn Euro pro Stunde. Diese wird größtenteils vom Verein getragen, mittlerweile unterstützen auch der Landkreis und das Jobcenter finanziell. Die Abrechnung läuft weiterhin zentral über den Verein Grenzenlose Freundschaft.

Weitere Engagierte gesucht
Zum Kreis der Kooperationspartner zählen neben der Stadt Crailsheim die Stadt Schwäbisch Hall, der Landkreis Schwäbisch Hall, die Diakonie, Caritas, AWO, das Jobcenter, die Deutsche Angestellten-Akademie, der Deutsche Kinderschutzbund, der Rotary Club Schwäbisch Hall und der Freundeskreis Asyl Schwäbisch Hall. Für die Steuerung wurde ein Förderbeirat eingerichtet. Weitere Partner und auch „BrückenBauer“ werden immer gesucht.

In Crailsheim engagieren sich bereits einige „BrückenBauer“, die aus Syrien, Afghanistan oder der Ukraine geflüchtet sind. „Das sind Menschen, die Deutschland etwas zurückgeben wollen“, sagt Kamilla Schubart. Zudem gibt es in der Stadt auch einen kleinen Pool freiwilliger Übersetzerinnen und Übersetzer, die ganz ohne Entschädigung tätig sind – selbstverständlich mit der gleichen Verschwiegenheit und Verlässlichkeit.

Info: Wer sich für das Projekt engagieren oder es unterstützen möchte, kann sich per Mail an brueckenbauer.sha@web.de oder direkt an kamilla.schubart@crailsheim.de wenden. Weitere Informationen gibt es auch online unter www.freundeskreis-asyl-sha.de. Spenden sind willkommen: Grenzenlose Freundschaft e. V., IBAN: DE65 6005 0101 0004 1602 83, BIC: SOLADEST600, Verwendungszweck: BrückenBauer

(Erstellt am 21. August 2025)